Marktkirche St. Christophorus
Der hl. Christophorus und der hl. Nikolaus, dem die Pfarrkirche auf dem Berg geweiht ist, haben in Bad Abbach schon immer eine besondere Verehrung genossen. Beide gelten unter anderen auch als Schutzpatrone für die Schiffer. Durch die Lage an der Donau hatte Bad Abbach von jeher die unmittelbare Verbindung zum Wasser. Was lag also näher, dass dem Patron der Fuhrleute, Schiffer, Kraftfahrer und heute auch Piloten eine Kirche geweiht wurde. Sollte er doch den vorüberfahrenden Schiffsleuten, vor allem aber den Abbachern, die in Ermangelung einer Brücke die Donau überqueren mussten, und den Fischern in ihren Kähnen Schutz vor den Gefahren des Wassers und eine glückliche Heimkehr gewähren. Sein Fest wird am 25. Juli (im Orient am 9. Mai) gefeiert.
(Ort: im Gemeindezentrum gegenüber der "Alten Post")
Geschichte
Den alten und gebrechlichen Leuten war der Weg zur St.-Nikolaus-Kirche am Abhang des Schlossberges, die ursprünglich die Burgkirche gewesen ist, recht beschwerlich. Der Platz in der damaligen Pfarrkirche war zudem auch sehr beengt. Daher fasste die Abbacher Bürgerschaft im Jahre 1470 den Entschluss, in der Mitte des Marktes eine Kapelle zu bauen, die dem hl. Christophorus geweiht wurde.
Im Jahre 1484 wurde zur Kirche ein Benefizium gestiftet und für den Inhaber ein eigenes Haus gekauft. Allerdings sind die Urkunden dieser frommen Stiftung in den Pfarrakten nur mehr in Abschrift erhalten. In dieser Urkunde wird festgehalten, dass zu Ehren des hl. Christophorus im Markt eine neue Kapelle errichtet wird. Der Geistliche war verpflichtet, pro Woche in der Kapelle fünf Messen zu lesen. Dazu wurde das Benefizium mit Pfründen ausgestattet. Ein Bauernhof zu Wiesent hatte Korn, Weizen, Gerste und Hafer abzuliefern. Hinzu kam ein Weinberg in Poikam und finanzielle Abgaben, zumeist in Regensburger Pfennigen. Im Jahre 1486 stiftete Herzog Albrecht IV. einen halben Weingarten zu Poikam. Im Jahre 1564 vermachte der Abbacher Bürger Georg Parth für eine Armenspende und einen Jahrestag der Marktkapelle vier Äcker und eine Wiese. Dem Schulmeister flössen dabei vier, dem Kirchendiener zwei Regensburger Pfennige zu. Damit ist auch eine früheste Erwähnung des Schulwesens in Bad Abbach nachgewiesen.
Durch einen Eisstoß am 28. Februar 1784 wurde die Marktkirche so schwer beschädigt, dass ein völliger Neubau errichtet werden musste. Zum Schutz vor Überschwemmungen setzte man das Kirchlein etwas höher. Die Rechnungen des Neubaus von 1784 bis 1789 liegen noch im Marktarchiv auf.
Die Kirche des hl. Christophorus
Im Volksmund wird die Marktkirche häufig als die „kleine Kirche" bezeichnet. Das Gebäude ist ein rechteckiger Bau mit abgeschrägten Ostecken. Die Sakristei ist an der Nordseite innen eingebaut. Darüber befindet sich das Oratorium. Die Fenster haben runde Bögen.
Der Chor verfügt über eine flache Decke und ist in den Kirchenbau eingezogen.
Über dem geschweiften Westgiebel sitzt ein achtseitiger Dachreiter. Die Kuppel war früher mit Schindeln gedeckt, besitzt heute eine Kupferverkleidung.
Der Innenraum
Der Hochaltar stellt eine barocke Anlage aus der Zeit um 1710 dar. Sie ruht auf zwei Säulen. Die Bekrönung geschieht mit einem Oberbild und schneckenförmigen Verzierungen, sogenannten Voluten. Die Altarblätter sind neu, wahrscheinlich sind die alten bei der Hochwasserkatastrophe zerstört worden. Sie sollen aus der Hand von Otto Gebhard, dem Abbacher Künstler stammen.
Der Seitenaltar
hat einen niedrigen tabernakelartigen Aufbau. Eine gemalte Muttergottes von Altötting wird von vier Säulen flankiert. Ste dürfte in der Zeit um 1710 entstanden sein. Die Verkleidung des Altaninterbaues ist klassizistisch, stammt aus dem Jahre 1784.
Im Jahre 1799 wurde durch Dekret des Weihbischofs von Regensburg der Seitenaltar seiner eigentlichen Bestimmung übergeben.
Kirchenmaler Seidl gestaltete 1935 das schlichte Kreuz übet dem Altar mit Wolken und einer Schar von Engeln aus.
An den Stuhlwangen befinden sich Akanthusranken mit Bändern. Sie dürften aus der Zeit zwischen 1715 und 1720 stammen.
Die Kanzel ist ohne Schalldeckel, ein vieleckiger Bau mit gewundenen Ecksäulen und gebrochenem Rahmenwerk, ebenfalls um das Jahr 1710.
Der Kreuzweg ist eine Hinterglasmalerei aus dem Jahre 1934, nach dem Original der Ölbilder von 1838.
Der Weihwasserkessel mit Wappenverzierung weist die Jahreszahlen 1585 auf.
Die beiden Beichtstühle stellen Rokokoarbeiten mit ländlichem Charakter
dar.
Das elektrische Licht wurde 1910 eingebaut.
Die Statue des hl. Josef wurde von einer Patientin des Rheumakranken-
hauses gestiftet. (1981)
Die Pietà auf der linken Seite an der Sakristeiwand ist ebenfalls eine Schöpfung der Barockzeit.
Die beiden Glocken stammen aus dem Jahre 1948, da die Vorgänger im 2. Weltkrieg abgeliefert werden mussten.
Über dem Eingang befindet sich eine Gedenktafel:
Es handelt sich um die vierte Kohorte der DI. Italischen Legion. Da römische Gedenksteine, Ziegel und Münzen gefunden wurden, entschloss man sich im Jahre 1871, diese Tafel an der Marktkirche anzubringen.
Im Jahre 1935 wurde eine Innenrenovierung durch den Kirchenmalermeister Johann Seidl, Bad Abbach, vorgenommen.
Eine Gesamtrenovierung wurde im Jahre 1969 begonnen. Am 22. Juli 1977 konnte das Gotteshaus der Öffentlichkeit wieder übergeben werden. Die Holzarbeiten wurden von Schreiner Hans Meier von der Schreinerei Steuerer, die Steinmetzarbeiten von der Firma Held ausgeführt. Um die Renovierung durchführen zu können, wurde am 21.1.1974 der Verein der „Freunde der Marktkirche" gegründet.
Außen an der Westseite ist ein Steinrelief mit der Darstellung der Geburt Christi eingelassen. Es stammt aus der Frühzeit des 16. Jahrhunderts. Über dem Sakristeieingang ist außen ein weiteres Steinrelief zu sehen: Das Schweißtuch der Veronika wird von zwei Engeln in einer Muschelschale gehalten, eine Arbeit um 1520. Darüber steht ein Fragment eines Epitaphs oder einer Sakramentsnische mit der Jahreszahl 1521; am Fries die Taube des Heiligen Geistes.
Zusammengestellt von Werner Sturm und Franz Hagl.
Innenansicht